Leuchtturm - 1


2016, Aquarell
Am Leuchttum
Eh' ich zur Ruh' mich lege,
Tret ich ans Fenster gern,
Noch einmal das Licht zu grüßen
Vom hohen Leuchtturm fern.

Rings Land und Meer versunken
In tiefe schwarze Nacht,
Die Leuchte nur einsam oben
Hält treu bis zum Morgen Wacht.

Sie sendet freundlich warnend
Weithin ihr strahlendes Licht,
Indes ihr zu Füßen brausend
Die Wog' am Felsen sich bricht.

Ob nun auch Wog' und Felsen
Dem Schifflein Verderben droht —
Es stehet die Leuchte und dankend
Umgeht es den schaurigen Tod.

Mein Leben hat auch seine Wogen,
Mein Herz hat auch seine Nacht.
Doch treu hält über beide
Ein' and're Leuchte die Wacht,

Das ist meines Herrn Jesu
Barmherziges Angesicht,
Und Seine ewigen Worte
Voll Leben, Gnade und Licht.

Die leuchten zum Hafen der Ruhe
Hinüber durch Klippen und Nacht:
So wird durch Gnad' und Erbarmen
Mein Schifflein einst heim gebracht.
Julie Katharina von Hausmann (1826-1901)

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